Was sich auf der Sonne so tut
Schüler bauten vor der Alten Oper ein großes Teleskop für die Passanten auf
Während Marcel fokussiert, blickt Joachim Hahn durchs Teleskop.
Innenstadt / Rödelheim. Das Auge benötigt einen Moment, um sich auf das ungewohnte Bild einzustellen. Auch das Gehirn muss die Information erst einmal einordnen. Auf den ersten Blick ist das Bild in dem Sonnenteleskop nur rund und rot. Mit einem schwarzen Rand.
"Schauen Sie nach links oben. Dann sehen Sie die Protuberanz", hilft der 17-jährige Gymnasiast Marcel Wunderlich. Und tatsächlich, dort ist schwach ein roter Schatten zu sehen, etwas außerhalb des Kreises. Eine Gaswolke, die aus der Sonne in die Höhe schießt. Ein ungewöhnliches Bild, das die Astronomie-AG der Rödelheimer Liebigschule den Frankfurtern vor der Alten Oper zeigt. "Gelegentlich versuchen wir, mit unserer Wissenschaft öffentliche Beobachtungen zu ermöglichen. Um die Menschen für die Astronomie, ja allgemein die Naturwissenschaften zu begeistern", sagt Werner Ziegs, Leiter der Astro-AG.
"So etwas habe ich noch nie gesehen. Es ist toll", sagt Passantin Sonja Werle, die durch das Teleskop schaut. "Aber wenn es mir niemand erklärt hätte, hätte ich wohl nichts gesehen." Einfach so in die Sonne zu schauen, sei ja zu gefährlich. "Daher kann man so etwas sonst nicht beobachten." Dabei sei die Gaswolke, die im Teleskop nur als kleiner roter Schatten erkennbar ist, in Wirklichkeit rund doppelt so groß wie die Erde, erklärt Marcel Wunderlich. "Manchmal sind sie noch größer, bis zu fünf Mal so groß wie die Erde", sagt Patrick Hemberger (13). Das Gas dehne sich in hoher Geschwindigkeit aus. "Heute Morgen war die Protuberanz noch nicht zu erkennen. In nur wenigen Stunden ist sie so groß geworden", sagt Werner Ziegs.
"Es ist spannend, das live zu sehen. Etwas, das genau jetzt auf der Sonne geschieht", ist Karli Tretter begeistert. Sein Bruder sei Hobby-Astronom, habe unter anderem ein Sonnen-Teleskop. Der Anblick sei dennoch immer faszinierend.
Seit einem Studium vor 27 Jahren begeistert sich Ziegs schon für die Gestirne. "Die Astro-AG der Liebigschule ist sogar noch älter. Schon unser Vater war dort Mitglied", erzählt Patricks Schwester Rebecca (16). Die Liebigschule habe ein eigenes Observatorium in einer Kuppel mit großem Teleskop. Aber auch verschiedene tragbare Geräte: "In Frankfurt ist es immer zu hell. Deshalb fahren wir einmal im Monat in den Taunus", sagt Marcel. Allerdings: "Gutes Wetter gibt es vor allem im Sommer. Doch richtig dunkel wird es dann erst nach 23 Uhr.
Bericht aus der Frankfurter Neue Presse vom 02. Juni 2009 Text: (hau), Foto: Weis Original Print-Version | Original Online-Version |
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